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Stefka Ammon

Foto: Christine Kisorsy

Anlässlich der ersten Ausgabe des Festivals UM, wurde ich im Mai 2008 zum ersten Mal durch Fergitz geführt. Dabei machte mich die Kollegin und damalige Kuratorin Ilona Kalnoky auf die Legende von einer Hexe aufmerksam, die in Fergitz hingerichtet worden sein soll. Ilona kennt meine Arbeiten und weiß, wie mich die Wirkung von Projektionen und kulturell bedingten Vorstellungen beschäftigen. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie sehr jeder von uns, auch wenn man um die Fiktionalität von Bilder- und Geschichtenproduktion (sei es in der Werbung, Magazinen, Romanen, Kino, etc.) weiß, so dennoch diesen Illusionen und Scheinbildern mit ihrer nachhaltig prägenden Wirkung ausgeliefert ist. Diese Prägung durch produzierte Bilder und Geschichten beeinflusst zu jeder Zeit unsere Wahrnehmung von der Welt.

Im Fall „Hexen“ gab es für mich zweierlei Vorstellungen: Mittelalter und zeitgenössische esoterische Frauenbuchläden. Dann begann ich mit der Recherche. Ich wollte sehen, ob es möglich war über diese Geschichte etwas herauszufinden. Und sie entpuppte sich als soziales, juristisches und menschliches Drama, das obwohl historisch, so doch viel mehr in unsere Zeit hinein reicht, als mir das zunächst vorstellbar erschien. Ich wollte dem Opfer ihren Namen und somit auch ihre Würde zurückgeben, die Legende abklopfen und soweit wie möglich in Erfahrung bringen, was sich wirklich zugetragen hat.

Durch die Kooperation mit Fergitzer Bürgern, der Pfarrei Gerswalde, den Historikern Frau Genschow, Herr Kohn (Museum Dominikanerkloster Prenzlau) und Frau Dr. Moeller (Martin-Luther-Universität Halle), Mitarbeitern des Archivs der Universität Greifswald, des Landeshauptarchivs Brandenburg, des Geheimen Preußischen Staatsarchivs und der Fachreferentin für älteres Recht in der Berliner Staatsbibliothek Dr. Hartwieg gelang es von März bis Anfang September 2008 den Wahrheitsgehalt der Historie zu belegen. Wir haben auch den Hinweis, dass es sich bei Dorothee Elisabeth Tretschlaff, deren Namen erst in den ältesten von uns entdeckten Dokumenten auftauchte, tatsächlich um das letzte Todesopfer der Hexenverfolgung in Brandenburg handelt.

www.stefka-ammon.de