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Symposium Hexenverfolgung, 2010

Foto: Jürgen Theil

Der Hexenturm in Prenzlau

Um die Hintergründe des Falles Tretschlaff, Fakten und Zeitumstände der Hexenverfolgung zu erhellen, wurde in Prenzlau in der Woche vom 11. – 17. September 2010 von Stefka Ammon in Kooperation mit dem Museum Dominikanerkloster Prenzlau und gefördert von der Stadt Prenzlau (Programm Prenzlauer Profil) eine Themenwoche zum Thema organisiert.

Die Zeit der Ereignisse um Dorothee (Frühe Neuzeit), die scheinbar so lange zurückliegt, birgt eine Menge Parallelen (Klimawandel, Glaubenskriege, ökonomische Krisen, Bevölkerungsrückgang) in Bezug auf die Umbrüche und Veränderungen, denen die Menschen sich auch heute in der Uckermark ausgesetzt sehen. Diese Zusammenhänge wurden von den eingeladenen Referenten den Zuhörern näher gebracht. So konnte ein umfassender und vertiefter Einblick in das Phänomen der Hexenverfolgung jenseits gängiger Mythen und Projektionen erschlossen werden.

Unter den Links finden sie Zusammenfassungen der Vorträge:

 Dr. Katrin Moeller, Halle/Saale
Auftakt der Projektwoche im Rahmen des Festival Uckermark 10:
„Der Fall Tretschlaff“
Dr. Katrin Moeller unterstützte als Historikerin die Recherchen von Stefka Ammon und kennt die Dokumente aus erster Hand. Am historischen Ort in Fergitz vermittelte sie zum Auftakt den tragischen Fall von Dorothee bzw. was an spärlichen Dokumenten belegbar ist. Dr. Katrin Moeller ist Koordinatorin beim Historikerportal: www.historicum.net und betreut dort den Bereich Hexenverfolgung.

Jürgen Theil, Prenzlau
Erster Vortrag: Wie war der Boden beschaffen, auf dem z.B. ein Hexenprozess „plausibel“ erscheinen konnte?
„Der Dreißigjährige Krieg in der Uckermark im Spiegel zeitgenössischer Quellen“
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) endete für die Uckermark mit einer verheerenden Bilanz – die Bevölkerungszahl war drastisch gesunken, die Ernten und somit Einnahmen der Bauern und Grafen dahin, die Menschen waren verzweifelt. Wie und wie lange sich die Auswirkungen bemerkbar machten, erörterte Jürgen Theil vom Geschichtsverein Uckermark anhand von zeitgenössischen Quellen.

Hartmut Hegeler, Unna
Zweiter Vortrag: Was genau passierte bei einer Anklage wegen Hexerei?
„Man soll sie verbrennen zu Tode“
Der pensionierte  Theologe Hartmut Hegeler hat sich zu seiner Zeit als Lehrer auf Wunsch seiner Schüler mit dem Thema Hexenverfolgung befassen „müssen“ und war überrascht, entsetzt und bewegt, was sich jenseits der geläufigen Vorstellungen und hinter dem vermeintlichen Esoterik- bis Kirchenschauermythos an Fakten und Schicksalen verbirgt. Seither forscht er leidenschaftlich in lokalen Archiven und klärt in Vorträgen zu Thema auf.

Gerhard Kohn, Prenzlau
Dritter Vortrag: Was hat sich in Prenzlau und Umgebung zugetragen?
„Hexenverfolgung in und um Prenzlau“
Gerhard Kohn ist als Mitarbeiter des Museums ganz dicht an den Quellen und auf den Spuren der Vergangenheit – er kennt die Orte, an denen die traurigen Schicksale so vieler Männer und Frauen in Prenzlau ihren Lauf nahmen.

Silke Kamp, Potsdam
Vierter Vortrag: Welche Schicksale bergen Brandenburgs Archive?
„Von Teufelsbannern und zänkischen Weibern – Hexenprozesse in Brandenburg“
Den ersten Gesamtüberblick über die Geschichte der Hexenverfolgung in Brandenburg hat Silke Kamp mit ihrer Magisterarbeit 2001 vorgelegt – lange wurde dieses Thema wissenschaftlich vernachlässigt. An konkreten Beispielen zeigte Kamp eindrucksvoll, spannend aufbereitet und fundiert, was sie in Archiven fand und wie sie die Dokumente dann wissenschaftlich ausgewertet hat: von Spezialisten der Volksmagie (Teufelsbannern, Wehmüttern) bis zu einfachen Leuten, die durch Zufall Opfer eines Hexenprozesses wurden.

Marita Genesis, Potsdam
Fünfter Vortrag: Was passierte mit den Überresten der Opfer?
„Geköpft und verscharrt – Bestattungen auf dem Richtplatz. Eine archäologisch historische Betrachtung“
Als Archäologin und Historikerin beschäftigt sich Marita Genesis mit den Themen Scharfrichter und Richtplätze: seit alters her legte man im Christentum Wert auf eine gebührende Bestattung in geweihter Erde, man glaubte an die Auferstehung am Jüngsten Tag. Die Niederlage der Toten in geheiligter Erde sollte dem Seelenheil dienen. Demzufolge galt eine Bestattung außerhalb des Friedhofs als Bestrafung. Was Grabungen an Richtstätten zutage fördern, ist nicht nur schauerlich sondern zeigt eines ganz deutlich: wir stehen auf dem Boden unserer Geschichte und alles ist noch da…

Dr. Vinzenz Czech, Potsdam
Sechster Vortrag: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Königskrönung Friedrichs III./I. am 18. Januar 1701 und dem Ende der Hexenverfolgung in dieser Zeit?
„Vom Kurfürsten zum König. Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen und die Rechtsprechung um 1700“
Dr. Vinzenz Czech lehrt und forscht am Lehrstuhl Landesgeschichte des Historischen Instituts der Universität Potsdam. Sein Schwerpunkt ist die Geschichte Brandenburg-Preußens. Er wird die Geschichte Brandenburg/ Preußens in der Zeit des ersten Preußenkönigs auch im Hinblick auf das Ende der Hexenverfolgung erläutern. Der Fall der Dorothee Tretschlaff hat Unmut geschaffen und dieser Unmut wurde gehört!