Kategorien
Dorothee Elisabeth Tretschlaff

Jürgen Theil: „Der Dreißigjährige Krieg in der Uckermark im Spiegel zeitgenössischer Quellen“

1. Vortrag im Dominikanerkloster: Montag, 13.09., 19:00 Jürgen Theil, Prenzlau

Der Vortrag des Stadtverordneten, Lehrers und Vorsitzenden des Prenzlauer Geschichtsvereins konzentrierte sich auf die Ereignisse, die über Prenzlau während des dreißigjährigen Krieges hereinbrachen. Blieb es hier im Norden zunächst noch ruhig, so begann mit dem Einfall der Dänen ab 1627 eine mehr als zwanzig Jahre dauernde Phase der Zerstörung (Mühlen als überlebenswichtige Produktionsstätten für Nahrung wurden niedergebrannt, horrende und ruinöse Zahlungsverpflichtungen der Stadt an wechselnde Kriegsparteien, Verpflegung durchziehender oder lagernder Kriegsführer mit ihrem Söldnertross verschiedener Parteien (u. a. Wallenstein und Gustav Adolf von Schweden waren in Prenzlau).
Die Bilanz war verheerend: lag die Bevölkerungszahl Prenzlaus um 1620 bei ca. 5.000 Einwohnern, so waren es zu Ende des Krieges noch ca. 950 Bürger, die Hunger, Epidemien und Kriegshandlungen überstanden hatten. Auch das Umland in der Uckermark wurde in Mitleidenschaft gezogen – in Milmersdorf marodierten Söldner, vergewaltigen Frauen und steckten Häuser in Brand. Was unter dem Deckmantel des Glaubenskrieges begann, zerstörte nicht nur fast zur Gänze gewachsene Kulturlandschaften – die Gewaltexzesse der Frühen Neuzeit dienten den Kriegsparteien der Sicherung von Handelswegen, Rohstoffen und Einflussgebieten. Opfer waren die Bewohner der einzelnen Landstriche, die verarmt und traumatisiert in den Trümmern ihrer Städte und Dörfer mit dem Wiederaufbau begannen.
Theil leitete anschließend zu Hexenprozessen in Prenzlau über. Etliche Verfahren, die z. T. mit Todesurteilen endeten, sind in Prenzlau belegt, diese finden aber alle vor Kriegsbeginn im 16. und frühen 17. Jahrhundert bzw. der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts statt. Für die Zeit während des Krieges lässt sich nur ein Prozess belegen. Es sieht so aus  – und das bestätigen auch die Forschungen von  Dr. Katrin Moellers – dass die Prozesstätigkeit während des Krieges allgemein deutlich nachließ. Die zivilen Strukturen, die diese Prozesse benötigten, waren nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig.
Theil wies auch auf frühere innerkirchliche Inquisitionsprozesse hin, die sich im 14. bis ins frühe 16. Jahrhundert für die Uckermark nachweisen lassen. Hier wird deutlich, dass diese sich gegen die von den urchristlichen Vorstellungen abgewichenen und zunehmend verweltlichten katholischen Kirche richteten. Zu den so genannten Ketzern, die die katholische Kirche durch Wort und oder Tat kritisierten, gehörten u. a. die Waldenser. Diese Verfahren, wenn sie auch der Hexenverfolgung in Grausamkeit in nichts nachstanden, sind eben kirchliche Prozesse, während die Prozesse gegen so genannte Hexen von der jeweiligen Jurisdiktion einer weltlichen Gerichtsordnung durchgeführt wurden.

Ich danke für die eingegangenen Spenden in Höhe von 40 €, die vom Uckermärkischen Geschichtsverein um weitere 100,- Euro aufgestockt wurden!